Ich gebe zu, mit Van der Graaf Generator tat ich mich lange schwer. Und da bin ich kein Einzelfall. Die Band verweigerte sich ab ihrem zweiten Album allen Trends und blieb sogar in der ohnehin schon exotischen Progressive-Rock-Szene ein Exot. Das lag nicht zuletzt am exzentrischen, manchmal fast opernhaften Gesang von Peter Hammill, der die Formation gemeinsam mit dem früh ausgeschiedenen Judge Smith 1967 in Manchester gegründet hatte.
Auch waren ausgedehnte Instrumental-Sequenzen, wie sie der eingefleischte Prog-Fan nun mal liebt, bei VDGG eher selten zu hören. Und das, obwohl die Stücke oft locker die 10-Minuten-Marke überschritten. Das bedeutet: Neben der hervorragenden Musik – die Gruppe bestand in ihrer klassischen Phase neben Sänger und Gitarrist PH aus Hugh Banton (Orgel. Bass-Pedals), Guy Evans (Schlagzeug) und David Jackson (Saxophon, Querflöte) – wurde der Hörer zugetextet, was das Zeug hielt. Und das war eben nicht jedermanns Sache (siehe oben). Außerdem fügte David Jackson mit seinen Blasinstrumenten eine jazzige Komponente hinzu, die man halt auch mögen muss.
Van der Graaf Generators Markenzeichen: düstere Texte
Mittlerweile habe ich die Gruppe aber sehr ins Herz geschlossen. Es muss eben irgendwann “Klick” machen. Bei mir passierte es, als ich den VDGG-Klassiker “Killer” (1971) gehört und vor allem Hammills Text dazu gelesen hatte. Er erzählt die Geschichte eines massenmordenden Fisches (daher auch der Titel), der “deep in the sea” letztlich aber nur nach Liebe sucht. Düsterer geht es eigentlich nicht und das mag ich sehr.
Danach habe ich mich durch den Back-Katalog der Briten gearbeitet. Auch das geht aber nur Stück für Stück, denn irgendwann braucht man mal eine Pause von den heftigen lyrischen Ergüssen.
Jetzt kommen die Alben der besten VDGG-Phase von 1970 bis 1978 in einem aufwändigen Boxset neu heraus. Absolutes Kaufargument dabei dürfte auch für “Die-Hard”-Fans, die schon alles von der Band besitzen, die neue Abmischung von Steven W. Tayler sein. Nach den ersten drei Appetithappen, die auf den Streamingportalen bereits veröffentlicht wurden, ist es wirklich unglaublich, was das Mix-Genie aus den originalen Mehrspurbändern in Stereo und 5.1-Surround-Sound herausgeholt hat. Auch beim Lieblingsstück “Killer” höre ich plötzlich Instrumente und Details, die vorher noch nicht vernehmbar waren.
Van Der Graaf Generator: The Charisma Years (17 CD- & 3 Bluray-Boxset)
Veröffentlichungstermin: 3. September 2021
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