Kaum ist mein Musikblog online, muss ich mir schon Gedanken um dessen Untertitel machen. Vielleicht sollte er besser “Kanadischer Progressive Rock & Metal Blog” heißen? Denn schaut man auf die bisherigen CD-Kritiken, fällt auf, dass ich mich bisher nur mit Neuveröffentlichungen aus dem riesigen Land westlich des Atlantiks befasst habe.
Klar – Kanada finde ich an sich schon toll. Nicht nur wegen der “Prog-Götter” von Rush, sondern auch wegen der sympathischen Menschen und traumhaften Landschaft. Aber auch die dortigen Musiker und Bands, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind, besitzen eine so hohe Qualität und Kreativität, dass ich sie unbedingt in meiner Review-Kategorie vorstellen wollte.
Sängerin Courtney LaPlante sticht heraus
Jetzt habe ich erneut eine tolle Platte von drüben entdeckt: “Eternal Blue” von der aus Vancouver stammenden Band Spiritbox. Wobei es bisher nur vier Stücke waren, die ich hören konnte. Das gesamte Debütalbum – bisher gab nur zwei EPs – wird nämlich erst am 17. September erscheinen. Was ich aber schon jetzt sagen kann: Da steckt richtig viel Potenzial drin – auch Chart-Potenzial!
Hitverdächtig ist schon “Secret Garden”, das mit dem berühmten, tief gestimmten Meshuggah-Riff beginnt, wie wir es schon aus unzähligen Djent-Scheiben kennen. Was ist also so besonders an Spiritbox? Da muss man nicht lange warten, um das zu erkennen. Denn Courtney LaPlante hat ein extrem wandlungsfähiges Organ. In der ersten Single-Auskopplung trifft sie mühelos die höchsten Töne, was in Verbindung mit der Ohrwurm-Melodie im Refrain einen wunderschönen Wohlklang erzeugt.
Wunderschöne Melodien neben Death-Metal-Growls
Aber die Sängerin, die die vierköpfige Gruppe zusammen mit ihrem Mann Mike Stringer (Gitarre) 2016 gegründet hat, kann auch anders – richtig fies growlen. Das beweist sie in dem Kracher “Holy Roller” und vor allem dem folgenden “Circle With Me”, das seine große Faszination aus dem Kontrast zwischen cleanen und extremen Vocals zieht. Über 2,5 Millionen Abrufe auf YouTube sind nach dieser genialen Komposition der verdiente Lohn für die Band.
Kennt man nur diese drei Songs der Gruppe, könnte man sie locker ins Melodic-Death-Metal-Genre stecken und dort gar mit der weltweit erfolgreichen schwedischen Band Arch Enemy verwechseln. Mit ihren blau gefärbten Haaren würde Courtney außerdem glatt als Schwester der ebenfalls aus Kanada stammenden AE-Frontfrau Alissa White-Gluz durchgehen.
Aber die Formation lässt sich nicht nur auf charttaugliche Melodien und heftiges Geknüppel reduzieren. Das beweist der vierte Vorab-Release und gleichzeitig das letzte Stück auf dem Album: “Constance”. Vordergründig nur ein balladesker Abschluss, der aber beim genauen Hinhören durch krumme Takte auch anspruchsvolle Prog-Metal-Fans begeistern wird. Außerdem handelt das Lied von einem ernsten Thema: Demenz. Es ist LaPlantes Großmutter gewidmet.
Komplettes Album kommt am 17. September
Ich hatte es ja schon erwähnt: Diese Band kann richtig groß werden, genau wie ihre kanadischen Kollegen von Trope (hier mein Review des Trope-Debütalbums). Vor allem, wenn das gesamte Album den hohen Standard der erwähnten Songs hält. Ich bin sehr gespannt, auf die Veröffentlichung – und hoffe gleichzeitig auf eine baldige Spiritbox-Tour durch Europa. Denn die Band spielt genau die richtige Musik, um nach der langen Corona-Durststrecke bei einem Metal-Konzert mal wieder richtig die Sau herauszulassen.
Eine Sterne-Bewertung erspare ich mir aufgrund des noch nicht vollständig verfügbaren Albums, werde sie aber nach dem 17. September an dieser Stelle nachziehen.
Album: Spiritbox – Eternal Blue
Label: Rise Records
Format: Digital, CD oder Vinyl
Spiritbox im Internet:
Webseite
Bandcamp
Facebook
Instagram
Twitter
Spotify
Apple Music
YouTube